Was sind die Inhalte und Themen von „Echos“?

TILO WOLFF: Ja, gleich zu Anfang so eine allumfassende Frage… „Echos“ befasst sich hauptsächlich mit einer Suche und deren Folgen. Darum ist sie aufgeteilt in zwei Zyklen à drei Titeln, eingerahmt vom „Kyrie“ und dem „Requiem“. Im ersten Teil geht es im Prinzip darum, dass man eine Suche in sich selbst startet, sprich, wenn man davon ausgeht, dass man sein Gegenüber nur lieben kann, wenn man sich selbst ein Stückweit liebt, und wenn man davon ausgeht, dass man sein Gegenüber oder auch eine Situation, in die man gestellt ist, eine Lebenssituation nur ergründen und meistern kann, wenn man sich selbst ein Stückweit versteht und ergründen kann, dann bedeutet „Suche – Part 1. Durch Nacht und Flut“ im Prinzip dieser Blick nach innen. Türen aufzustoßen in der eigenen Seele, hinter denen sich Dinge verbergen, die vielleicht Ursache für verschiedene Verhaltensmuster, Verhaltensweisen sein können.

In weiterem Teil, „Sacrifice. Der Hingabe – Part 1“, wird beschrieben im Prinzip, dass man sich dem auch in einer gewissen Art und Weise hingeben sollte, sich dem nicht verschließen sollte, auch wenn man Dinge in sich selbst entdeckt, die man vielleicht nicht für gut heißen kann, dass man sich diesen Dingen stellt und sie auch gewissermaßen auch bearbeiten kann, sodass es eben nicht geschieht, dass wenn man die unter den Teppich kehrt, dass die eines Tages unkontrolliert aus einem herausbrechen.

Tilo Wolff, Lacrimosa, EchosUnd im letzten Teil des Zyklus, „Der Bittruf. Apart“, ist der Wunsch und das Verlangen, das Erlernte festhalten zu können. Wie oft steht man im Leben und macht Situationen durch, die man eigentlich schon durchgemacht hat, man müsste eigentlich mit dem Erfahrungsschatz, den man in sich trägt diese Situationen meistern können und hat es dann doch wieder verbockt… Dieser Bittruf eben diesen Erfahrungsschatz, den man sich aneignet, den festhalten zu können und den auch weiter in das zukünftige Leben tragen zu können. Und wenn man also diesen Zyklus durchgemacht hat, diese manifestierte Suche so zu sagen durchgemacht hat in sich selbst, dann beginnt der zweite Teil, die Suche nach außen, der Schritt nach außen, der Blick nach außen, dass man beginnt die Situation, die es eben zu ergründen gilt oder die Person, die man ergründen will… dass man diesen Zyklus dort auch beginnt, dass man erst die Suche startet, ein bisschen tiefer als nur die Oberfläche betrachtet, dass man danach sich den Dingen, die man sieht, die man gefunden hat, auch hingibt.

Es gibt Situationen, den kann man nun mal nicht ausweichen und damit man nicht davor wegrennt, muss man eine Möglichkeit erfinden, um sich damit auseinandersetzen zu können, um sich dieser Situation gewissermaßen hingeben zu können. Und um das zu können, muss man ja theoretisch vorher diesen ersten beschriebenen Teil durchmachen, dass man eine gewisse Fundiertheit in sich selbst gefunden hat. Ja, und am Schluss, dann wieder dieser Bittruf, dieses Verlangen, das, was man jetzt erreicht hat, den ganzen Weg, den man gegangen ist, dass man… eine Beständigkeit hat, dass das nicht verloren geht. Und das wie gesagt eingerahmt in Kyrie, so zu sagen, die Halle, die man betritt, wenn man dieses Album öffnet, wenn man sich dem Album selbst öffnet…

Und „Die Schreie sind verstummt“, im Requiem, was das Ganze abschließt und was im Prinzip auch als mögliche Schlussfolgerung, als mögliches Fazit auf verschiedenen Ebenen gesehen werden kann.

Als – wie üblich auf Lacrimosa -Alben – markanter Schlusspunkt, scheint „Die Schreie sind verstummt“ besondere Bedeutung zu haben?

TILO WOLFF: Gewissermaßen ja. Ein Schlusstitel ist ja der Titel mit dem man so zu sagen den Hörer verabschiedet und mir war es dieses Mal auch ganz wichtig nicht mit Trompeten und Posaunen dieses Album zu beenden, sondern in dem Stil, auf dieser Gefühlsebene das Album zu beenden, wie ich dieses ganze Album verstehe. Und das es nicht mit einem riesen Paukenschlag endet, wie vielleicht andere Alben, deren Themen das dann auch wirklich nötig hatten, sondern es ist hier eigentlich ein gleitender Ausgang letztendlich so wie das Album auch begonnen hat, wie auch der durchaus lange Titel „Die Schreie sind verstummt“ verschiedene Facetten zu Tage führt von Lacrimosa, die auf den… Im Prinzip kommt man dann wieder ein bisschen zu dem Albumtitel auch zurück, diese „Echos“ aus vergangenen Lacrimosa-Alben, die Echos aus vergangenen musikalischen Epochen, die sich hier ein bisschen vereinen in diesem Titel und auch ein gewisses Fazit mit sich bringen.

 

 

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Cold Hands Seduction

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